Berichterstattung über den Gazakrieg einseitig und oberflächlich: 98% aller Meldungen zitieren nur die Zahlen der Hamas
Männer werden als Frauen oder Kinder gezählt, Terroristen und Zivilisten werden nicht unterschieden, die Terrororganisation Hamas treibt die Opferzahlen des Gazakrieges bewußt in die Höhe, was „die internationale Stimmung und die Medienberichterstattung beeinflusst haben könnte… die Zählung von Opfern ist eine mächtige Waffe im Informationskrieg und die sensibelste Information. Diese Zahlen beeinflussen, mit welcher Seite die Menschen sympathisieren, und beeinflussen letztlich politische Entscheidungen“, so Tatiana Glezer, Soziologin und Coautorin einer Studie der Henry Jackson Society.
Die Studie kam zu dem Schluss, dass die meisten Opfer Männer im Alter zwischen 15 und 45 Jahren waren, was darauf hindeutet, dass viele der Getöteten tatsächlich Soldaten waren. Die Berichterstattung über die Opfer im Gazastreifen wird als unausgewogen kritisiert. Nur 3 % der Artikel zitierten Daten von beiden Seiten. Die meisten Artikel erwähnten einseitig nur die Zahlen der Hamas, die zudem nicht überprüfbar oder umstritten sind.
Laut dem Gesundheitsministerium in Gaza, das von der Hamas kontrolliert wird, beliefen sich die Opferzahlen seit dem 7. Oktober auf über 44.000 Menschen. Dagegen gibt die israelische Armee an, dass mindestens 17.000 der Opfer Kombattanten waren. Bei den Zahlen der Hamas wurden Krebspatienten, Opfer von irrtümlichem Beschuss durch die Hamas, nicht kriegsbedingte Todesfälle wie natürliche Ursachen und Unfalltodesfälle und sogar Personen, die vor Beginn des Konflikts gestorben waren, mitgezählt. So auch das prominente Beispiel eines palästinensischen Jugendlichen, der von der Hamas erschossen wurde, während er an einer Hilfsgüterausgabe wartete.
Ein gewichtiger Grund für die tendenzielle Berichterstattung ist allerdings die Tatsache, dass es sehr schwierig ist, Informationen von der israelischen Armee zu erhalten. Denn Israel gibt keine ‚Gegenzahl‘ an, weil sie nicht zuverlässig zu ermitteln ist.
Glezer kritisiert weiterhin, dass viele Artikel die Opferzahlen ohne Quellenangabe verwenden und die Opferzahlen von antiisraelischen Organisationen ausgenutzt werden, um gegen Israel zu agieren. Die einseitige Darstellung der Daten vermittelt nicht nur ein irreführendes Bild des Konflikts, sondern wirft auch erhebliche Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der weltweit gemeldeten Zahlen auf.
“Darüber hinaus beeinflussen die Opferzahlen gerichtliche Entscheidungen. Die Opferzahlen der Hamas dienten als Grundlage für die südafrikanischen Vorwürfe des Völkermords in Gaza. Es wurde nicht zwischen Terroristen und Zivilisten unterschieden.”
Unter der Leitung von Glezer wurde ein Team von etwa 50 Experten aus verschiedenen Ländern gebildet, um die Qualität der Berichterstattung über die Opferzahlen zu untersuchen. Zwischen Februar und Mai 2024 analysierten sie 1.378 Artikel von renommierten Medien wie CNN, BBC News und The New York Times auf korrekte Zahlendarstellung. Jedes Zitat wurde von zwei unabhängigen Forschern kodiert und dann von einem dritten Forscher überprüft, um die Genauigkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Alle Daten der Untersuchung sind online verfügbar und können überprüft werden. Glezer betonte, dass das Team sich an die Standards der wissenschaftlichen Forschung gehalten hat, indem es nur unzweifelhafte Tatsachen berücksichtigte, wie zum Beispiel, ob die Quellen aufgeführt sind und ob zwischen Kombattanten und Zivilisten unterschieden wird.
Hier der Download der Studie „Zweifelhafte Zahlen: Analyse der Todesfälle des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums in Gaza“ (40 Seiten PDF, auf englisch) der Henry Jackson Society.
